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Keine blinden Passagiere mehr im Ballastwasser von Frachtschiffen

Ballastwasser ist für die Sicherheit eines Schiffes von wesentlicher Bedeutung, aber unkontrollierte Wasseremissionen richten in den Ökosystemen der Welt verheerenden Schaden an. Ein kürzlich verabschiedetes Übereinkommen wird zukünftig zusätzliche Kontrollmaßnahmen einführen. Dies bedeutet, dass 35.000-40.000 Frachtschiffe nun ein Reinigungssystem installieren müssen, um die strengeren Anforderungen zu erfüllen.

27/12/2016

Jedes Jahr werden weltweit fünf bis 10 Milliarden Tonnen Wasser von einem Meer ins andere transportiert. Das liegt daran, dass unzählige Handelsschiffe von Meer zu Meer fahren und ihre Tiefe und Stabilität durch die Aufnahme und Abgabe des Ballastwassers in bzw. aus ihren enormen Tanks regulieren.

Jetzt wird jedoch das kürzlich verabschiedete Ballastwasser-Übereinkommen den unkontrollierten Ballastwasserhahn in weiten Teilen der Welt zudrehen. Die Umwelt zahlt einen hohen Preis für die Wasseremissionen, die invasive Mikroorganismen enthalten können, und Handelsschiffe weltweit müssen deshalb Reinigungssysteme installieren und größere Verantwortung für ihr Ballastwasser übernehmen.

Rasmus Folsø, CEO von Desmi Ocean Guard, ist Experte für Ballastwasser-Management und begrüßt die neuen Vorschriften.

„Es ist eine gute Nachricht, denn invasive Arten können unermessliche Umweltschäden anrichten. Wenn eine Art einmal in ein neues Ökosystem eingeführt wurde, ist es praktisch unmöglich, sie wieder loszuwerden. Darum sind die neuen Rechtsvorschriften ein wichtiger Schritt, um die negativen Umweltauswirkungen einzugrenzen“, erläutert Rasmus Folsø.

Neues Reinigungssystem für bis zu 40.000 Schiffe

Gegenwärtig fahren noch ungefähr 95 % der Schiffe weltweit ohne Ballastwasser-Management, aber ab dem 8. September 2017 ist damit Schluss. Mit Finnlands Ratifizierung des internationalen Ballastwasser-Übereinkommens der IMO von 2004, hat das Übereinkommen nun die Zustimmung von 52 Ländern – genug, damit das Übereinkommen in Kraft treten und die Anforderungen für das Ballastwasser-Management auf globaler Ebene verschärfen kann.

In den nächsten fünf Jahren werden alle Schiffe auf internationalen Strecken ein besonderes Reinigungssystem für Ballastwasseremissionen installieren müssen, um die neuen Normen für Zertifizierung und Qualitätskontrolle zu erfüllen. Voraussichtlich werden 35.000 bis 40.000 Schiffe mit entsprechenden Anlagen im Rumpf ausgestattet.

„Es gibt über 60 zugelassene Reinigungssysteme, aber die zwei meistgenutzten Systeme verwenden entweder die chemische Reinigung oder ein zweistufiges Verfahren mit mechanischen Filtern und UV-Licht. In der großen Mehrheit der Fälle wird das Reinigungssystem im Maschinenraum installiert, aber auf Schiffen mit wenig Platz kann auch ein besonderes Deckshaus für diesen Zweck installiert werden“, erklärt Rasmus.

Ein riesiger Markt öffnet sich

Mit den neuen Emissionsanforderungen können sich Lieferanten und Dienstleistungsunternehmen, die mit Ballastwasser arbeiten, auf eine besonders auftragsreiche Zeit im Zuge des neuen Übereinkommens freuen.

„In den nächsten fünf bis sechs Jahren wird sich für Lieferanten von Reinigungsanlagen und -lösungen, wie mechanischen Filtern und UV-Anlagen, ein riesiger Markt erschließen. Wir erwarten auch eine steigende Nachfrage nach fachlicher Kompetenz in Bereichen wie Design, Montage und Wartung der neuen Ausrüstung, sowohl auf alten als auch auf neuen Schiffen“, sagt Rasmus Folsø und fährt fort:

„Auch Hersteller von Dieselgeneratoren könnten eine steigende Nachfrage erleben, da Schiffe unter Umständen zusätzlichen Strom benötigen werden, um die großen Reinigungssysteme betreiben zu können, die – je nach Modell – zwischen 50 und mehreren tausend Tonnen Wasser pro Stunde aufbereiten können.“

Das ist also eine gute Nachricht für viele dänische Unterlieferanten der Seeschifffahrt, die zu den fortschrittlichsten auf dem Umweltmarkt gehören. Dazu gehört auch Hoyer, als Lieferant von Marine-Elektromotoren u.a. für den Einsatz in den vielen Rückspülpumpen, die die enormen Wassermengen durch die Reinigungssysteme befördern.

Fakten zum Ballastwasser-Übereinkommen

  • Tritt am 8. September 2017 weltweit in Kraft.
  • Etabliert gesetzliche Grenzwerte für Konzentrationen von Organismen und Regeln für den Umgang mit Sedimenten in Ballastwasser.
  • Gilt als allgemeine Regel für alle Schiffe, die Ballastwasser ablassen.
  • Schiffe, die nur in ihren jeweiligen nationalen Gewässern verkehren, sind normalerweise ausgenommen.
  • Schiffe auf der Durchfahrt auf festgelegten Strecken in der Nähe der Küste oder innerhalb eines bestimmten Gebiets können basierend auf einer Risikobewertung, die ein geringes Risiko nachweist, eine Befreiung beantragen. Eine Bewertung des sogenannten ‘gemeinsamen Risikobereichs’ wird anhand der Richtlinien der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) der UN durchgeführt.
  • Schiffe, nach dem 8. September 2017 gebaut werden, müssen mit Ballastwasser-Managementsystemen ausgestattet werden. Die Montagefristen für bis zu diesem Datum gebauten Schiffe wurden noch nicht festgelegt. Das Thema soll im Juli 2018 vom Ausschuss für den Schutz der maritimen Umwelt (MEPC) der IMO diskutiert werden.